Methoden berufs- und betriebspädagogischer Forschung

Inhalt

In diesem Seminar geht es um die empirischen Methoden der Berufsbildungsforschung, die jedoch von ihren theoretischen Grundlagen sowie ihren normativen und reflexiven Bezügen insofern schwerlich zu trennen sind, als Berufsbildungsforschung als analytische Wissenschaft auf den Erkenntnissen der wissenschaftlichen Berufspädagogik, der Berufswissenschaften, der Pädagogik und etlicher Nachbardisziplinen aufbaut und als eine die Bildungswirklichkeit (mit)gestaltende Wissenschaft die praktischen Implikationen ihrer Tätigkeit ebenfalls im Fokus hat. Unter den einschlägigen Forschern herrscht weitgehend Einigkeit, dass im Bereich der Berufsbildung nicht die eine Forschungsmethode existiert, mit deren Hilfe alle hier relevanten Fragestellungen gelöst werden können. Dennoch gibt es eine Kontroverse darüber, ob die zu verwendenden Forschungsmethoden im Bereich technischer Berufsbildung eher universell, so wie etwa die gängigen Methoden empirischer Sozialforschung, oder sehr spezifisch, „gegenstandsnah”, womöglich sogar berufsspezifisch, sein sollen. Diese Kontroverse lässt sich nur sinnvoll diskutieren, wenn man sich ansieht, welches die relevanten Forschungsgegenstände im Bereich der Berufsbildung sind und welche Forschungsziele damit möglicherweise verknüpft sein können. Was die Forschungsgegenstände anbelangt, kann man in erster Annäherung festhalten, dass sich Berufsbildungsforschung erstens mit der Praxis der Erwerbsarbeit beschäftigt, zweitens mit der Praxis der darauf bezogenen Aus- und Weiterbildung, drittens mit der Frage, welche bildungsprogrammatischen Schlussfolgerungen aus diesen Analysen gezogen werden und wie sich diese in der Gestaltung von Arbeit, Technik und Bildung niederschlagen.

Traditionell stand und steht die Analyse und Gestaltung beruflicher Aus- und Weiterbildung im Mittelpunkt der Berufsbildungsforschung. Forschung in diesem Bereich ist zuallererst allgemein- und fachdidaktische Forschung: Lehr- und Lernprozesse werden im Hinblick auf gelingendes Lernen untersucht und optimiert. Doch was ist gelingendes Lernen im Bereich beruflicher Aus- und Weiterbildung?

Diese Frage verweist zum einen auf die Sphäre der Erwerbsarbeit. Für diese Sphäre soll die Aus- und Weiterbildung qualifizieren, unabhängig davon, welche weiteren (Bildungs-)Ziele mit Aus- und Weiterbildung verbunden werden. Arbeitsinhalte sind daher in einer solchen Konkretheit zu analysieren, dass sich daraus Inhalte der Aus- und Weiterbildung synthetisieren lassen.

Die Frage nach gelingendem beruflichen Lernen verweist zum anderen aber auch auf die Persönlichkeitsentwicklung und Bildung des arbeitenden Menschen – enthalten im Terminus Berufsbildung – sowie auf die Funktion und Bedeutung qualifizierter Arbeit in der Gesellschaft.

Je nachdem, welche Bedeutung eine durch Berufsbildung konstituierte Erwerbsarbeit in einer Gesellschaft beigemessen wird, markiert Berufsbildung zudem einen mehr oder weniger umfangreichen Politikbereich (in Deutschland sogar mit einem eigenständigen Berufsbildungsrecht) mit entsprechenden Methoden der Analyse und Gestaltung.

Aus den genannten Forschungsbereichen ergibt sich ein breites Spektrum von Forschungsmethoden, denn Berufsbildungsforschung im Allgemeinen sowie technikbezogene Berufsbildungsforschung im Speziellen ist

  • humanwissenschaftliche Forschung, insofern es um die Entwicklung der Persönlichkeit des lernenden Menschen geht;
  • sozialwissenschaftliche Forschung, insofern es um Individuen, Organisationen und Institutionen in der Erwerbsarbeit und darauf bezogene Aus- und Weiterbildung geht;
  • fach- bzw. berufsspezifische Forschung, insofern es um Arbeit und Ausbildung in besonderen fachlichen Domänen geht.

Dies bedeutet, dass aus dem Spektrum human-, sozial- und fach- bzw. berufswissenschaftlicher Forschungsmethoden zunächst einmal nichts ausgeschlossen ist. „Anything goes!“ (Feyerabend, 1995). Methoden des Verstehens und des Befragens können ebenso relevant sein wie Methoden des Beobachtens, des Experimentierens, des Gestaltens und Evaluierens. Aber: Der entscheidende Punkt ist die Angemessenheit der Methode im Hinblick auf die Beantwortung der Forschungsfragestellung!

Themen

  • Forschungsfragestellung und Methode
  • Methoden des Befragens und Verstehens
  • Methoden des Beobachtens
  • Methoden der didaktischen Gestaltung
  • Methoden des Evaluierens

Methodisches Vorgehen

Es handelt sich um ein Seminar, das theoretisches und praktisches Lernen miteinander zu verbinden sucht. Theoretisches Lernen basiert auf der Rezeption und Diskussion von zuvor zugänglich gemachten Texten. Im Seminar können Studierende auch praktisch lernen, wie empirische Forschungsmethoden angewandt werden können, indem ausgewählte Methoden praktisch erprobt werden.

Zielsetzung

Die Teilnehmenden sind in der Lage, sich mit der Angemessenheit von empirischen Forschungsmethoden für spezifische Forschungsfragestellungen fundiert auseinanderzusetzen und dies im Rahmen wissenschaftlichen Arbeitens zu begründen. Sie erkennen und benennen Grenzen und Möglichkeiten ausgewählter empirischer Forschungsmethoden. Sie können ausgewählte Methoden prototypisch anwenden und auf wissenschaftlicher Basis kritisch reflektieren.

Dozent: Prof. Dr. Martin Fischer

Termin: 23.-24.10.2020

Modul-Nr.: F2020/8

Dieses Seminar ist auch für Gäste offen und als Einzelseminar belegbar!

Gebühr

für Teilnehmer und Absolventen des Zertifikatslehrgangs: 600,00 €
für Gäste: 800,00 €

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