Was bedeutet "Erfahrung"?
Der Erfahrungsbegriff im Kontext arbeits- und betriebspädagogischer Theorie und Praxis

Inhalt

„Erfahrung“ gilt als Merkmal von Kompetenz, „Erfahrungslernen“ als wichtiges Element beruflicher Bildung. Häufig bleibt der genaue Stellenwert von Erfahrung im Rahmen beruflicher Kompetenzentwicklung und beruflicher Professionalisierung aber unklar.
Dies mag unterschiedlichen theoretischen Herkünften und wissenschaftlichen Verwendungszusammenhängen in Philosophie, Pädagogik, Psychologie und Soziologie geschuldet sein. Ein Verständnisproblem ergibt sich zudem dadurch, dass – über alle Disziplinen hinweg – unterschiedliche Facetten des Erfahrungsbegriffs angesprochen werden, z. B. der Prozess des Erfahrung-Machens oder aber der Zustand des Erfahrung-Habens als Resultat dieses Prozesses. Mit Erfahrung-Haben ist eher der Begriff des Erfahrungswissens konnotiert, während Erfahrung-Machen beispielsweise eher im Konzept der erfahrungsgeleiteten Arbeit und des subjektivierenden Arbeitshandelns thematisiert wird. Im Kontext beruflicher Professionalisierung sind beide Facetten bedeutsam. Erfahrung als Element professionellen Handelns gilt schließlich nicht nur bei der Bewältigung bekannter Arbeitssituationen als wichtig, sondern auch und gerade bei neuartigen Situationen.
Daher steht zur Diskussion: Was hat Erfahrung als Kenntnis des Bekannten (Erfahrung-Haben) mit der Bewältigung des Unbekannten (im Prozess des Erfahrung-Machens) zu tun? Und wo liegen die Grenzen des Lernens und Handelns aus Erfahrung? Im Seminar sollen diese Fragen thematisiert werden – auch deshalb, um den Stellenwert von Erfahrung im Rahmen beruflicher Professionalisierung bestimmen zu können.

Themen

  • Erfahrung und persönliches Erleben
  • Erfahrung und sinnliche Wahrnehmung
  • Erfahrung und Erinnerung
  • Erfahrung als Prozess der geistigen Rezeption und Produktion
  • Erfahrung und Ästhetik
  • Erfahrung und praktisches Tun
  • Erfahrung als Handlungswissen
  • Erfahrung und die Art ihrer Kodierung
  • Die Weitergabe von Erfahrung
  • Möglichkeiten und Grenzen des Lernens und Handelns aus Erfahrung
  • Erfahrung und Wissen
  • Erfahrung und Misslingen
  • Erfahrung und berufliches Lernen
  • Erfahrung als integrierendes Moment ästhetischen, praktischen und vernünftigen Handelns

Methodisches Vorgehen

Es handelt sich um einen Lektürekurs, der auf der Rezeption und Diskussion von zuvor verteilten Texten basiert. Im Seminar sollen zentrale Elemente des Erfahrungsbegriffs im Hinblick auf berufliches Lernen und berufliche Professionalisierung geklärt werden. Dabei werden die Teilnehmenden immer wieder aufgefordert, das Erlernte in Theorie und Praxis zu transferieren, um die Bedeutung von Erfahrung innerhalb beruflichen Lernens, aber auch innerhalb der Wissenschaften zu erkunden.

Zielsetzung

Die Teilnehmenden sind in der Lage, sich mit unterschiedlichen Facetten des Erfahrungsbegriffs fundiert auseinanderzusetzen. Sie erkennen und benennen Grenzen und Möglichkeiten des Erfahrungslernens und sind imstande, Erfahrungslernen gezielt im Rahmen von Bildungsprozessen einzusetzen sowie im Rahmen wissenschaftlichen Arbeitens zu verorten.

Dozent: Prof. Dr. Martin Fischer

Termin: 05.06.-06.06.2015

Modul-Nr.: FF2015/2

Dieses Seminar ist auch für Gäste offen und als Einzelseminar belegbar!

Gebühr

für Teilnehmer und Absolventen des Zertifikatslehrgangs: 600,00 €
für Gäste: 800,00 €

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